Maria 2.0 in unserer Pfarrei

12.05.19

 

Im Rahmen der Aktion Maria 2.0 - initiiert durch Frauen der Kirchengemeinde Heilig Kreuz in Münster - fanden an diesem Wochenende zwei Wortgottesdienstfeiern vor der St. Georg Kirche in Hohenholte statt. Vorbereitet von Frauen aus unserer Pfarrgemeinde wurde gemeinsam gesungen, gebetet und mit Transparenten auf die aktuell tiefe Krise der Kirche aufmerksam gemacht. Der Missbrauchsskandal, die nicht gleichberechtigte Rolle der Frau in der Kirche, intransparente hierarchische Strukturen zeigen, dass ein Neuanfang überfällig ist. Pastor Thesing, der zeitgleich die Eucharistie in der St. Georg feierte, besuchte zu Beginn des Wortgottesdienstes beim Einzug in die Kirche die Aktion vor der Kirche und nahm unsere Anliegen und die damit verbundenen Verwundungen mit in die Messfeier. Ein von Anne Marie Mertens eigens verfasster Brief an „Mutter Kirche“ (siehe unten) gab Anlass zu einer offenen und konstruktiven Diskussion während und nach dem Wortgottesdienst. Hierbei kamen u.a. Fragen auf: Wie geht es weiter? Wie kann die Bewegung sich fortsetzen? Wie kann Kirche sich erneuern?

Im Rahmen der Aktionswoche Maria 2.0, die noch bis zum 19.05. in unserer Gemeinde durchgeführt wird, bleiben Frauen „draußen“, gehen nicht in die Kirche und übernehmen so auch keine liturgischen Dienste, machen sichtbar, dass ohne Frauen Vieles fehlt. „Draußen bleiben“ braucht Mut und Unterstützung von allen, Frauen und Männern.

Wir laden herzlich alle Gemeindemitglieder und interessierte Menschen zu folgenden Angeboten ein:

Mittwoch, 15.05. um 19.00 Uhr Maiandacht vor der St. Georg Kirche in Hohenholte

Sonntag, 19.05. um 11.00 und um 18.00 Uhr Wortgottesdienstfeiern vor der St. Dionysius Kirche in Havixbeck

 

Brief an Mutter Kirche – von Anne Marie Mertens, Havixbeck

Liebe Mutter Kirche!

Wir, deine Töchter, machen uns Sorgen. Wir sehen, dass es dir in letzter Zeit immer schlechter geht und haben uns Gedanken gemacht, wie wir dir helfen können.

Denn auch uns geht es nicht gut und wir glauben, dass es da einen Zusammenhang gibt.

In einer Familie sind schließlich alle aufeinander angewiesen und man kann das Glück des einen nicht auf dem Leid des anderen aufbauen.

Damit es uns bald allen besser geht, bitten wir dich, unsere Fragen ernsthaft und liebevoll zu bedenken und zu beantworten:

Bist du nicht auch der Meinung, es wäre nach zweitausend Jahren an der Zeit, deine Söhne und Töchter gleichberechtigt zu behandeln? Weißt du nicht, dass man Streit sät unter Geschwistern, die man nicht gleichermaßen wertschätzt?

Unser Vater im Himmel, der gleichzeitig auch unsere Mutter ist und auf den du dich berufst, hat uns geschaffen als Frau und Mann, als rettendes Gegenüber, als sein Ebenbild, das gemeinschaftlich die Erde gestalten soll - in seinem Sinne, also liebevoll!

Er hat uns seinen Sohn gesandt, damit wir durch Jesu Leben verstehen lernen, wie er sich sein Reich vorstellt.

Und Jesus hat es uns eindrucksvoll gezeigt: Er hat keinen Unterschied gemacht, zwischen arm und reich, gesund und krank, alt und jung, schuldig und gerecht, Frau und Mann!

Ist es nicht vor allem das, was du uns weitergeben solltest: Dass wir verstehen: Von Gott sind wir tatsächlich alle gleich geliebt! Was für eine Befreiung! Aber wie sollen wir das leben lernen, wenn du uns das nicht vorlebst, liebe Mutter?

Hast du vergessen, dass sich Jesus von einer ungläubigen Frau in kürzester Zeit umstimmen liess, als es darum ging, ob er ihre Tochter heilen soll?

Was sollte er dagegen haben, dass sich Frauen in gleicher Weise für sein Reich einsetzen, wie Männer?

Hast du vergessen, dass es unsere Schwestern waren, die in seiner Nähe am Kreuz mit ihm ausgeharrt haben?

Was sollte er dagegen haben, wenn Frauen seine Nähe verkündigen wollen?

Hast du vergessen, dass es unsere Schwestern waren, die das Grab leer gefunden haben?

Was sollte er dagegen haben, dass sie diese frohe Botschaft allen verkünden, genau wie Männer?

Hast du vergessen, dass Jesus den heiligen Geist genauso zu den Frauen gesandt hat?

Warum lässt du ihm dann nicht weiterhin freie Hand bei der Berufung von Menschen?

Und wir haben auch eine Frage, die unsere Brüder betrifft:

Mit welchem Recht verlangst du von ihnen, als Priester Jesus möglichst ähnlich zu werden?

Lehrst du uns nicht, dass Jesus beides ist, Mensch und Gott? Verleugnest du dann mit deiner Forderung nicht gleichzeitig seine Göttlichkeit? Was meinst du? Ist es für ihn nicht völlig ausreichend, wenn wir versuchen, so zu werden, wie die besten seiner Jünger? Schon das ist doch eine große Aufgabe!

Falls das alles noch nicht dein Herz erreichen konnte, haben wir noch eine letzte Frage an dich.

Wenn du dich eines Tages vor Gott verantworten musst, dessen Wesen die Liebe ist:

Glaubst du wirklich, dass er gutheißen wird, dass du Menschen ausgegrenzt hast, weil sie so sind, wie er sie geschaffen hat?

Denkst du, es besteht die Gefahr, dass unser Gott dich für zu nachsichtig und zu liebevoll halten wird?

Wenn er aber die Liebe ist, dann kann er dir das nicht vorwerfen, ja er kann es nicht nicht mal wollen!

Übrigens: Einen ausgrenzenden Gott können, wollen und werden wir unseren Kindern nicht nahebringen. Sie würden ihn auch gar nicht annehmen!

 

Darum bitten wir dich um unserer gemeinsamen Zukunft willen:

Fürchte dich nicht vor deinen eigenen Kindern! Fasse Mut und hab Vertrauen - in Gott!