Kapellen

durchatmen - vertiefen - erheben

Bis in die 1950er Jahre hinein war es auch in Havixbeck durchaus noch Brauch, die verstorbenen Angehörigen bis zu ihrer Bestattung zu Hause aufzubahren. Der enorme Bevölkerungszuwachs durch Evakuierte und Flüchtlinge während und nach dem Zweiten Weltkrieg, zwischen 1939 und 1948 von 3150 auf 5480 Einwohner, führte zu einer erheblichen Wohnungsnot und derart beengten Wohnverhältnissen, dass in den meisten Sterbefällen eine Aufbahrung in der Wohnung nicht mehr möglich war. Deshalb bot für diese Verstorbenen das Krankenhaus, Marienstift Droste zu Hülshoff, eine Totenkammer an. Um einen würdigen Raum zur Aufbahrung der Toten und zum Abschiednehmen für die Angehörigen zu schaffen, ließ Pfarrer Anton Bornefeld 1955 an der Dirkes-Allee dieses Gebäude errichten.

25 Jahre lang diente es dann als Leichenhalle. In dieser Zeit war die Bevölkerung in Havixbeck auf über 9200 Einwohner angewachsen. Deshalb war die Leichenhalle mit nur einem Aufbewahrungsraum zu klein geworden und entsprach darüber hinaus auch nicht mehr den hygienischen Anforderungen. Eine neue Friedhofshalle mit vier klimatisierten Totenkammern wurde von der Kommune geplant und 1980 fertig gestellt. - 1974 waren nämlich der Friedhof und dessen Verwaltung von der Kirchengemeinde in die Verantwortung der Gemeinde Havixbeck übergegangen. - Pfarrer Albert Wöstmann ließ die „alte Leichenhalle“ nicht abreißen, sondern zu einem für jeden offenen Besinnungs-, Gebets- und Andachtsraum umgestalten. Der Rheinenser Bildhauer Joseph Krautwald (1914-2003) schuf für die Kapelle eine Schutzmantelmadonna mit dem Jesuskind auf dem Arm, in deren Mantelsaum die Abbildung der St. Dionysius-Pfarrkirche versinnbildlicht, dass sich die gesamte Pfarrgemeinde unter und in den Schutz der Gottesmutter stellt. Die Skulptur selbst steht auf dem Mittelblock eines Altartisches. Im Relief erkennen wir die Darstellung des Opfers des Melchisedeks (Gen 14, 18) das der Bildhauer Heinrich Fleige 1884 für den neuen Hochaltar der St. Dionysius-Pfarrkirche geschaffen hatte. - Der Altar wurde während der umfassenden Renovierung der Kirche von 1968-70 und der nachkonziliaren Umgestaltung des Chorraumes aus der Kirche entfernt. - Unter großer Anteilnahme der Havixbecker Bevölkerung weihte am 29. Mai 1980 Bischof Dr. Reinhard Lettmann, wenige Wochen nach seiner Amtsübernahme als Diözesanbischof von Münster, die neue Marienkapelle im Rahmen einer besonderen Maiandacht ein.

Seitdem laden die Bänke vor der stets liebevoll gepflegten Kapelle zum Verweilen und stillem Gebet ein, ist die Kapelle ein Ort für Marien- und insbesondere Maiandachten, hatte sie als vierte Segensstation der großen Flur- und Feldprozession die Herz-Jesu-Kapelle der Familie Schulze Havixbeck an der Altenberger Straße/Potthoff abgelöst.