Kirchen und Kapellen in unserer Pfarrei

St. Dionysius, Havixbeck

Die katholische Pfarrkirche St. Dionysius wurde Anfang des 14. Jh.s als westfälische Hallenkirche mit drei Schiffen zu drei Jochen errichtet. Die Kreuzrippen der Gewölbe werden von figürlichen und ornamentalen Schlusssteinen zusammengefasst. Im Chorgewölbe wurden 1968 Überreste der ursprünglichen Ausmalung freigelegt. Der massive Westturm mit den rundbogigen, romanischen Schalllöchern gehört zur romanischen Vorgängerkirche des 12. Jh.s.

Zur spätgotischen Ausstattung zählt der Sakramentsturm von 1450, der elegantes gotisches Zierwerk mit Figur und Ornament vereint. Die 7 noch erhaltenen Figuren werden der Werkstatt des Meisters des Bentlager Sippenreliefs zugeschrieben. Aus derselben Zeit stammen der schlichte, achtseitige Taufstein und die spätgotische Kanzel mit durchbrochenem Maßwerk. Der Osterleuchter mit Samson an der Säule entstand 1528 in der Brabender-Werkstatt in Münster.

In einer Nische der Turmkapelle steht ein hölzernes Vesperbild aus der Mitte des 15. Jh.s. Auf der Nordseite des Chores sehen wir das Epitaph „Die Beweinung Christi“, eine Meisterarbeit von Evert von Roden (1520). Bei der Wappentafel (1601) an der südlichen Chorwand handelt es sich um eine Aufschwörungstafel der Familien von Beveren/von Twickel, den Erbprovisoren der Pfarrkirche.

Am neuen Zelebrationsaltar (1970) sind in Treibarbeit aus feuerversilbertem Kupfer das Abendmahl und die Szene „Moses schlägt Wasser aus dem Felsen“ dargestellt. Mit der Aufstellung des neuen Altars fand auch das barocke Kreuz, das über dem Altar hängt, in die Kirche zurück.

Stiftskirche St. Georg

Die Stiftskirche St. Georg im Ortsteil Hohenholte geht auf die Kirche eines 1142 gegründeten Klosters zurück. Das Augustinerinnen-Kloster bildete zusammen mit einigen traditionsreichen Höfen die Keimzelle des Dorfes Hohenholte. 1557 wurde das Kloster mit Genehmigung des Bischofs von Münster in ein „freiweltliches“ Stift für adelige Damen umgewandelt und 1811 aufgehoben. Die heute schlichte barocke Saalkirche wurde 1732 bis 1738 nach Plänen des namhaften Münsteraner Baumeisters P. Pictorius d.J. erbaut. Im Innern der Kirche ist besonders auf das an der Südwand angebrachte Sandstein-Relief aus der Werkstatt des bedeutenden Münsteraner Bildhauers Joh. Brabender (ca. 1540) und auf die Christusfigur J.W. Gröningers aus der Zeit um 1720 hinzuweisen. Das älteste Kunstwerk ist das Holzkruzifix von etwa 1250.

 

Stift Tilbeck

Die Stift Tilbeck GmbH ist Dienstleister in den Bereichen der Hilfen und der Unterstützung für Menschen mit Behinderung und für Menschen im Alter. Sie betreibt entsprechende Einrichtungen und Dienste an den Standorten Münster, Nottuln, Senden, Billerbeck, Havixbeck und Stift Tilbeck.

 

Partnerunternehmen und externen Kunden aus dem Gesundheits- und Sozialwesen stellen wir außerdem zentrale Dienste aus Verwaltung und Technik bereit.

 

Der Sitz des Unternehmens ist Havixbeck - Stift Tilbeck. Stift Tilbeck ist auch ein in der Region beliebtes Ausflugsziel, über das wir auf der Seite http://www.tilbeck.de informieren.

 

Seit der Gründung des Stiftes Tilbeck 1881 ist auch bei uns die Zeit nicht stehen geblieben. Strukturen, Abläufe, Tätigkeitsbereiche und unsere Rechtsform haben sich verändert. Stets gleich geblieben ist dabei das Selbstverständnis von unserer Aufgabe als Teil der katholischen Kirche. Christliche Glaubensgrundsätze prägen unser Leitbild und sind maßgebend für unseren ganzheitlichen Ansatz. Dieser Ansatz stellt das gemeinsame Leben, Lernen, Arbeiten und Wohnen von Jung und Alt, von Menschen mit und ohne Behinderung in den Mittelpunkt. Jeder übernimmt Verantwortung, erhält aber auch die Unterstützung, die er benötigt. Das verstehen wir unter "Gemeinsam Vielfalt leben".

 

Die Kapelle im Stift Tilbeck ist ein Kirchort unserer Gemeinde. Die Seelsorge leitet Pastoralreferent Klaus Hammelbeck, Rektor ist Pfarrer Hermann Kappenstiel.

 

Zusätzliche Informationen:

www.tilbeck.de

Bruder-Klaus-Kapelle

Bei einem gemeinsamen Spaziergang auf dem Baumberger Höhenweg kam dem Bischof von Münster, Dr. Reinhard Lettmann (1933-2013), und dem Pastor von Havixbeck, Pfarrer Albert Wöstmann, die Idee: An diesem Aussichtspunkt in die Weite der münsterländischen Parklandschaft einen Aufruf zum Frieden zu setzen, eine Kapelle zu Ehren des Bruder Klaus – des Einsiedlers, Mystikers und Friedensstifters Nikolaus von der Flüe (1417-1487). Jahre später zur 850-Jahr-Feier der Pfarrgemeinde St. Dionysius setzte Pfarrer Albert Wöstmann die Idee um. Mit den notwendigen Sach- und Geldspenden von Mitgliedern seiner Pfarrgemeinde, für den Bau der Kapelle ausgestattet, konnte er für diesen landschaftstypischen, bodenständigen Fachwerkbau am Gedenktag des Heiligen, am 21. März 1987, den Grundstein setzen.

 

Den Mittelpunkt der Giebelwand bildet ein Wagenrad. Es abstrahiert das „Radbild“ des Bruder Klaus als Meditationshilfe im Gebet, als Symbol für den Zusammenhang aller Dinge mit Gott: Das Leben aus der Mitte! Darunter steht die vom Rheinenser Bildhauer Joseph Krautwald (1914-2003) gestaltete Skulptur des schlichten, aufrechten, geradlinigen Bruder Klaus, der uns zum Frieden mahnt: Friede ist alleweg in Gott – denn Gott ist der Friede! Den großen Flussstein an der Nordwand hat Pfarrer Albert Wöstmann bei einer seiner zahlreichen Wallfahrten nach Flüeli in der Ranftschlucht, dem Rückzugsort des Heiligen, geborgen und zur Kapelle auf dem Baumberg getragen.

 

 

Maria im Forst

Idyllisch im Hohenholter Staatsforst steht eine kleine schlichte Marienkapelle. Sorgfältige Pflege, stets brennende Kerzen und frischer Blumenschmuck geben Zeugnis davon, wie sehr die Hohenholter ihre „Maria im Forst“ verehren. Sie ist nicht nur Ziel der jährlichen Fronleichnamsprozession und vieler Marienandachten, sondern lädt auch viele Vorübergehende oder mit dem Rad Vorbeifahrende zum Gebet und Verweilen ein.

August Tertilt (1888-1966) war von 1938 bis 1964 Pfarrer an St. Georg in Hohenholte. Er wurde 1953 von Bischof Dr. Michael Keller zum Propst honoris causa ernannt. In den 1950er Jahren leitete er eine figürliche Neuausstattung der Hohenholter Pfarrkirche ein. Sein Bestreben war es die „babarische ‚Reinigung‘ der Kirche“ aus den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts, wie er die historistische Umgestaltung der Kirche empfand, mit neuen qualitätsvollen Holzskulpturen zu kompensieren. So schrieb er, in der von ihm verfassten Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Pfarrei Hohenholte:

Gipsfiguren des Hlst. Herzens Jesu sowie des hl. Joseph konnten durch schöne holzgeschnitzte Figuren ersetzt werden. Beiderseits des Altares konnten zwei wertvolle Barockfiguren der Heiligen Joachim und Anna, die uns ein edler Wohltäter schenkte, angebracht werden.

Im Jahre 1953 bekam unser Gotteshaus einen neuen holzgeschnitzten Kreuzweg aus der Werkstatt des Bildhauers Wehrenberg in Münster. Die 14 Stationen wurden von Pfarrangehörigen geschenkt. Teilweise hatten sich mehrer Familien für eine Station zusammengetan.

Nun paßte die an sich edle und andächtige Marienstatue auf dem Marienaltar nicht mehr in die Kirche. Ein guter Wohltäter schenkte uns eine holzgeschnitzte Madonna, die auf dem Seitenaltar ihren Platz gefunden hat. Für die Mamormadonna konnten wir im Walde ein stimmungsvolles Kapellchen bauen, das der Bischof von Dänemark, Excellenz Theodor Suhr, am 13. November 1955 feierlich eingeweiht hat …

- August Tertilt hatte vor seiner Berufung zum Pfarrer von Hohenholte am St. Paulus Dom in Münster im Nebenamt das Auslandsseminar für Priester gegründet und geleitet. 1938 wurden sieben Kandidaten, die für eine Tätigkeit in der dänischen und brasilianischen Diaspora vorgesehen waren, in Hohenholte zum Priester geweiht. Die Priesterweihe sollte Bischof Brems von Dänemark vornehmen. Leider erkrankte er, sodass ihn Weihbischof Rohleff von Münster vertreten musste. Die Verbindung zu Dänemark konnte Propst Tertilt jedoch aufrecht halten und so den Nachfolger von Bischof Brems und neuen Bischof von Kopenhagen, Theodor Suhr, nach Hohenholte zur Einweihung der Kapelle „Maria im Forst“ einladen. Er wurde u.a. von zwei geistlichen Schülern des Propstes begleitet, die 1938 in Hohenholte ihre Priesterweihe erhalten hatten. -

Die Skulptur der Maria Immaculata, der "unbefleckten" Maria, aus weißem, italienischen Marmor war 1893 in der Bildhauerwerkstatt Dirks in Billerbeck angefertigt worden. Die Kaufmannsfamilie Arnemann, Besitzer der gleichnamigen bekannten Gaststätte, hatte die Marienstatue für die Hohenholter Kirche in Auftrag gegeben und dem Dorf geschenkt.

 

 

Marienkapelle

Bis in die 1950er Jahre hinein war es auch in Havixbeck durchaus noch Brauch, die verstorbenen Angehörigen bis zu ihrer Bestattung zu Hause aufzubahren. Der enorme Bevölkerungszuwachs durch Evakuierte und Flüchtlinge während und nach dem Zweiten Weltkrieg, zwischen 1939 und 1948 von 3150 auf 5480 Einwohner, führte zu einer erheblichen Wohnungsnot und derart beengten Wohnverhältnissen, dass in den meisten Sterbefällen eine Aufbahrung in der Wohnung nicht mehr möglich war. Deshalb bot für diese Verstorbenen das Krankenhaus, Marienstift Droste zu Hülshoff, eine Totenkammer an. Um einen würdigen Raum zur Aufbahrung der Toten und zum Abschiednehmen für die Angehörigen zu schaffen, ließ Pfarrer Anton Bornefeld 1955 an der Dirkes-Allee dieses Gebäude errichten.

25 Jahre lang diente es dann als Leichenhalle. In dieser Zeit war die Bevölkerung in Havixbeck auf über 9200 Einwohner angewachsen. Deshalb war die Leichenhalle mit nur einem Aufbewahrungsraum zu klein geworden und entsprach darüber hinaus auch nicht mehr den hygienischen Anforderungen. Eine neue Friedhofshalle mit vier klimatisierten Totenkammern wurde von der Kommune geplant und 1980 fertig gestellt. - 1974 waren nämlich der Friedhof und dessen Verwaltung von der Kirchengemeinde in die Verantwortung der Gemeinde Havixbeck übergegangen. - Pfarrer Albert Wöstmann ließ die „alte Leichenhalle“ nicht abreißen, sondern zu einem für jeden offenen Besinnungs-, Gebets- und Andachtsraum umgestalten. Der Rheinenser Bildhauer Joseph Krautwald (1914-2003) schuf für die Kapelle eine Schutzmantelmadonna mit dem Jesuskind auf dem Arm, in deren Mantelsaum die Abbildung der St. Dionysius-Pfarrkirche versinnbildlicht, dass sich die gesamte Pfarrgemeinde unter und in den Schutz der Gottesmutter stellt. Die Skulptur selbst steht auf dem Mittelblock eines Altartisches. Im Relief erkennen wir die Darstellung des Opfers des Melchisedeks (Gen 14, 18) das der Bildhauer Heinrich Fleige 1884 für den neuen Hochaltar der St. Dionysius-Pfarrkirche geschaffen hatte. - Der Altar wurde während der umfassenden Renovierung der Kirche von 1968-70 und der nachkonziliaren Umgestaltung des Chorraumes aus der Kirche entfernt. - Unter großer Anteilnahme der Havixbecker Bevölkerung weihte am 29. Mai 1980 Bischof Dr. Reinhard Lettmann, wenige Wochen nach seiner Amtsübernahme als Diözesanbischof von Münster, die neue Marienkapelle im Rahmen einer besonderen Maiandacht ein.

Seitdem laden die Bänke vor der stets liebevoll gepflegten Kapelle zum Verweilen und stillem Gebet ein, ist die Kapelle ein Ort für Marien- und insbesondere Maiandachten, hatte sie als vierte Segensstation der großen Flur- und Feldprozession die Herz-Jesu-Kapelle der Familie Schulze Havixbeck an der Altenberger Straße/Potthoff abgelöst.

 

 

Pestkapelle

Marienkapelle auf dem Kirchplatz

„Gnadenkapelle zu Havixbeck“ wird die Marienkapelle auf dem Kirchplatz noch um 1900 genannt. Zu dieser Zeit sind die Wände der Kapelle noch mit vielen Dankesgaben versehen. An Marienfeiertagen wird die Marienklage, die Darstellung Marias als Mater Dolorosa (Schmerzhafte Mutter) mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus auf dem Schoß, mit einem Mantel bekleidet, mit blauer Schärpe, an der einfache Votivgaben befestigt waren, geschmückt und mit einer schlichten mit bunten Glasperlen verzierten Krone auf dem Haupt als Königin (regina) geehrt. Nicht nur gläubige Havixbecker gingen zu dieser Kapelle, um Maria, die Mutter Jesu, zu verehren, beteten und baten um Erhörung ihrer Bitten: Ora pro nobis ist unter der Pieta in den Altartisch tief eingelassen. Geschichten von Gebetserhörungen werden erzählt, z.B. die des Franz Rawe, geboren am 12. April 1847 in Havixbeck. Da er sich nur sehr mühsam mit Krücken fortbewegen konnte, flehte er täglich in der Kapelle die Schmerzhafte Mutter an, sie möge sein Gebet erhören und ihm gesunde Beine schenken. Eines Tages konnte er tatsächlich die Kapelle ohne Krücken wieder verlassen. (So konnte Matthias Vennemann noch 1998 berichten.) Bis vor ein paar Jahrzehnten hingen die Krücken noch hinter dem Vesperbild an der Stirnwand der Kapelle. (s. Foto „Gnadenkapelle“)

Die Pieta steht auf einem sockelartigen Altartisch, auf dessen Vorderseite die Inschrift Audi nos nam te filius nihil negans honorat, salva nos Jesu pro quibus mater virgo te orat. Renovatum 1654 zu lesen ist. („Erhöre uns, denn Dich ehrt der Sohn, der Dir nichts abschlägt. Rette uns, Jesus, für die die Mutter, die Jungfrau, Dich bittet. Erneuert 1654“) Großbrände in den Jahren 1559 und 1591, Belagerungen und Plünderungen in der Zeit von 1568-1648 (spanisch-niederländischer Krieg, Dreißigjähriger Krieg) sollen dem Vesperbild wohl zugesetzt haben. Jedenfalls erstellte 1654 ein uns unbekannter Steinbildhauer von der spätgotischen Pieta aus dem 15. Jahrhundert eine Kopie. „Die Verschmelzung verschiedener Stilelemente lässt sich vielleicht so erklären: Die Havixbecker Schmerzhafte Mutter ist ein Gnadenbild. Da das Volk sein Gnadenbild gern wieder in der alten Gestalt sehen wollte, nahm der beauftragte Künstler das alte beschädigte Bild zum Vorbild.“ (Gertrud Stolte-Adelt, Wegebilder der Barockzeit im Münsterland, Wattenscheid 1936)

Die Kapelle wurde jedoch erst einige Jahre später errichtet. Aus der Inschrift über dem Türsturz, einem Chronogramm, ChrIsto IesV passo et eIUs MaterI DoLorosae („Für Jesus Christus, der für uns gelitten hat und für seine schmerzhafte Mutter“) lässt sich das Errichtungsjahr 1664 entnehmen, also zehn Jahre nach der Erneuerung der Skulptur. Das Chronogramm wird seitlich von zwei Wappen eingerahmt. Auf der linken Seite ist das Wappen der Familie von Twickel zu erkennen, auf der rechten Seite befindet sich das Wappen der Familie von der Reck zu Steinfurt, da Johann Beveren von Twickel, seit 1638 mit Wilhelma von der Reck zu Steinfurt verheiratet, diese Kapelle erbauen ließ. So unter Dach gestellt konnten auch noch zwei barocke Holzskulpturen (Heiliger Rochus, Heiliger Sebastian) auf den beiden Sandsteinpodesten links und rechts vom Altar Platz finden.

Im Laufe der letzten 350 Jahre hat die Kapelle einige Veränderungen über sich ergehen lassen müssen. Errichtet wurde sie als „kleiner rechteckiger Fachwerkbau mit über Knaggen auskragendem Walmdach.“ (Denkmalliste der Gemeinde Havixbeck, Nr. 18) Um 1900 ist das Fachwerk bereits mit einem Putz versehen und der Eingang besteht aus einer schlichten rechteckigen Doppeltür mit Rautenfenstern. 50 Jahre später sind Wände und Dach mit dichtem Efeu überwuchert und die Türen in den Farben des Hauses Havixbeck mit schwarzen Rahmen und jeweils 4x6 quadratischen weißen Kassetten erneuert. Die beiden Heiligenfiguren von Anfang des 17. Jahrhunderts sind, vielleicht um sie vor Feuchtigkeit und Diebstahl zu schützen, entfernt worden und befinden sich seit dem in der Antonius-Kapelle, der Hauskapelle, des Hauses Havixbeck.

Ende der 1980er Jahre ließ die Familie von Twickel die Kapelle umfangreich sanieren. Zum Abschluss dieser Renovierung wurde die schwarz-weiße Tür durch die neue rundbogige Doppeltür mit Rautenverglasung ersetzt.

Die Gründe zur Errichtung der Kapelle wie auch zur Aufstellung ihrer Skulpturen sind nicht überliefert.

Die Marienkapelle auf dem Kirchplatz wird im Volksmund häufig auch als Pestkapelle bezeichnet, obwohl kein Errichtungsgrund in direktem Zusammenhang mit der Pest überliefert ist. Einige Indizien sprechen jedoch dafür: Die Altarinschrift (s.o.) beinhaltet Zeilen eines alten Pestliedes, das bereits im 14. Jahrhundert bei Prozessionen gesungen wurde: O gloriosa stella maris, a peste nobis audi nos, nam te filius: nihil negans, te honorat. Salva nos, Jesu, pro quibus virgo mater te orat. Die beiden Holzskulpturen, die einst neben der Pieta auf dem Altartisch standen, verkörpern den hl. Rochus und den hl. Sebastian, die auch schon immer als Schutzpatrone gegen die Pest gelten. Außerdem verlor Johann Beveren von Twickel, der als erster Droste des Doppelamtes Rheine-Bevergern seinen Amtssitz in Rheine hatte, zwei seiner Töchter bereits als Kleinkinder 1644 und 1647 an der zu derzeit in Rheine herrschenden Pest.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde diese Kapelle von der Familie Meyer, die direkt nebenan wohnte, betreut. Über 100 Jahre lang hat sie sich um Blumen- und Kerzenschmuck gekümmert und dafür gesorgt, dass dieser Ort der Stille stets mit offenen Türen zu Besinnung und Gebet einladen konnte. Da es immer häufiger zu wenig ehrfurchtsvollem Verhalten in der Kapelle kam, musste sie in den letzten Jahren verschlossen bleiben - für alle, leider auch für den, der bei der Schmerzhaften Mutter Schutz und Hilfe sucht oder auch nur in Stille bei ihr verweilen will.

Friedhelm Brockhausen, 01.08.2017

 

 

 

Kriegergedächtniskapelle

Jeder, der in Havixbeck den Friedhof vom Parkplatz an der Schulstraße aus betreten will, wird seinen Blick unwillkürlich auf diese denkmalgeschützte Wegekapelle richten. Sie erinnert nicht nur an die Kriegsopfer, sondern auch an ihren Erbauer, Pfarrer Wilhelm Brockhausen (1870-1940), der von 1914 bis 1936 Pfarrer von St. Dionysius war und in der Gruft dieser Kapelle beigesetzt wurde.

Recht bald schon nach dem Ersten Weltkrieg muss es ihm ein Anliegen gewesen sein, für die gefallenen und vermissten Soldaten seiner Pfarrgemeinde eine Gedächtniskapelle zu errichten. Im August 1919 jedenfalls ließ er von dem in Havixbeck geborenen Bildhauer Heinrich Stiegemann, der zu der Zeit in Frankfurt lebte, ein Modell für eine Kriegergedächtniskapelle in Havixbeck erstellen. Zur Bauausführung kam es aber erst zwei Jahre später. 1921 wurde die Gedächtnisstätte nach Plänen des Architekten Karl Blattner aus Frankfurt/Main errichtet. Die Kapelle besteht aus einem kleinen Achteckbau auf einer quadratischen Grundfläche von fast 6x6m aus Sandsteinquadern mit vier langen und vier kurzen Seiten. Fünf Seiten sind zwischen den Säulen geöffnet. - Die beiden geöffneten Seiten, jeweils links und rechts vom Hauptzugang, sollten nach der ursprünglichen Bauzeichnung mit einer steinernen Balustrade verschlossen werden, wodurch die Kapelle einen geschlosseneren Eindruck erhalten hätte. Das ist allerdings nie ausgeführt worden. - Der Baukörper aus dem hiesigen Baumberger Sandstein mit dem abgeschleppten, kreuzbekrönten Zeltdach steht auf einem zweistufigen Sockel aus Ibbenbürener Sandstein, der auf einem Bruchsteinfundament ruht. Im Innern der Kapelle befindet sich an der Hinterwand ein Altar mit einem Kruzifix und zu beiden Seiten des Kreuzes Gedächtnistafeln aus schwarzem Marmor. Zunächst waren es nur drei Tafeln mit den Namen der Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges (1914-1918). 1952 wurde die Kapelle renoviert und die Tafeln mit den Namen der gefallenen und vermissten Soldaten des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) hinzugefügt.

Die Bauausführung lag bei dem Havixbecker Bauunternehmen Gebrüder Markfort, das mit den Vorarbeiten am 19. Mai 1921 begonnen hatte. Die Steinlieferungen wurden von der Stein- und Bildhauerei Ludwig Reiberg aus Billerbeck ausgeführt. Der Bildhauer Anton Rüller (1864-1936) aus Münster, der im Auftrag der Firma Reiberg einen Entwurf für Ornament und Inschrift angefertigt hatte, schuf selbst die Christusfigur im Innern der Kapelle. Weitere Bauarbeiten wurden von den Havixbecker Firmen Heinrich Feldbrügge (Eisen- und Schmiedearbeiten), Johann Dirks (Zimmererarbeiten), Anton Friemersdorf (Klempnerarbeiten) und Friedrich Sudhues (Schreinerarbeiten) ausgeführt. Für die Errichtung der Kriegergedächtniskapelle waren von der Kirchengemeinde rund 50.000.- Mark aufgebracht worden.

Auf die historistische Gestaltung und Motivauswahl hat Pfarrer Brockhausen als Initiator und Auftraggeber der Gedächtnisstätte deutlich Einfluss genommen. Für den katholischen Priester Brockhausen hat die Grundform des Achtecks eine besondere Bedeutung: Das Oktogon ist in der Symbolik des Mittelalters das Zeichen der Vollendung des Alten und Neuen Testaments in der Auferstehung Christi. Deshalb haben auch so viele Taufkapellen und -brunnen eine oktogonale Form. So zeigt auch diese Kapelle ihre Verbundenheit zur Pfarrkirche, in der ebenfalls ein schlichter achteckiger, gotischer Taufstein aus Baumberger Sandstein steht, an dem die hier benannten Soldaten einst ihre Taufe empfangen hatten.

Dass diese Gedenkstätte ein sakraler Bau ist, ist nicht nur am Altar mit dem von Anton Rüller aus Baumberger Sandstein geschaffenen Kruzifix, sondern vielmehr noch an der bischöflichen Genehmigung vom 20. August 1921, zum Gedächtnis der gefallenen Krieger einmal im Jahr in der Kapelle die hl. Messe lesen zu dürfen. Auf eine Gedenkstätte für Verstorbene weist die Inschrift auf der Marmortafel in der Altarfront hin: Du hast ihn uns geliehen, o Herr, und er war unser Glück. Du hast ihn zurückgefordert, und wir geben ihn dir ohne Murren, aber das Herz voll Wehmut. (Hieronymus, 4./5. Jh.)

An den Wänden links und rechts des Kruzifixes und des Altars sind schwarze Marmortafeln mit den Namen der Gefallen und Vermissten angebracht. Über den Namen der gefallenen Soldaten steht In treuem Gedenken an die für das Vaterland gefallenen Helden der Pfarrgemeinde Havixbeck. Die Namenslisten werden stets ober- und unterhalb mit überwiegend christlichen Symbolen abgeschlossen.

Jedem Betrachter dieser Kapelle fällt sofort die lateinische Inschrift auf, die Pfarrer Brockhausen als Hexameter selbst verfasst hat: Invicti cecidere viri ne infausta viderent. („Unbesiegt fielen die Männer, damit sie nicht das Unheil sehen.“) Diese Inschrift deutet auf den stehenden Ausdruck „im Felde unbesiegt“ hin. Mit dem ersten Teilsatz „invicti cecidere viri“ wird ohne Zweifel die „Dolchstoßlegene“ aufgegriffen, die ja die Wirklichkeit der militärischen Niederlage verleugnete. Der zweite Teilsatz „ne infausta viderent“ erkennt und interpretiert die neu entstandene Weimarer Republik mit der ihr 1918/1919 vorausgegangen Novemberrevolution und sie begleitenden wirtschaftlichen und politischen Wirren als „Unheil“. Hier wird durchaus das geistige Milieu mit der deutschnationalen Gesinnung seiner Zeit, in dem diese Kriegergedächtniskapelle entstand, noch einmal deutlich.

Die Erinnerungspostkarte, die anlässlich der Einweihung der Kriegergedächtniskapelle am 18. September 1921 herausgegeben wurde, bestätigt dieses Gedankengut. Sie zeigt auf der linken Seite die Pfarrkirche St. Dionysius mit dem Pfarrhaus und auf der rechten Seite die neue Kriegergedächtniskapelle. Beide Bilder werden mit einem Spruchband verbunden, auf dem steht: Und wer den Tod im heiligen Kampfe fand, der ruht auch in fremder Erde im Vaterland.

Mit dem Auftreten der Friedensbewegung wurde seit Mitte der 1970er Jahre um die richtige Übersetzung, Auslegung und Deutung dieses Satzes gerungen. Deshalb wurde auf Anregung der Friedensinitiative Havixbeck die Hinweistafel entworfen und 2006 aufgestellt, um darauf hinzuweisen, dass die Kapelle heute nicht nur dem Gedenken an die Opfer beider Weltkriege, sondern darüber hinaus aller Opfer von Terror und Gewalt dient. (Friedhelm Brockhausen)