Was sind die einfachen Dinge?
Die einfachen Dinge sind die größten - und darum auch am schwersten zu bewältigen! Was sind die einfachen Dinge?
Leben, ohne zu zweifeln. Lieben, immer wieder lieben, auch wenn diese Liebe nicht erwidert wird. Anfangen, stets von neuem anfangen, auch im Alter sich nicht zu schämen, abermals zu beginnen. Die Dinge sehen wie sie sind. Ohne Vorurteile, ohne Spott, ohne Hass. Sie sehen wie sie sind heißt doch unter anderem auch, sie annehmen, sie lieben lernen.
Herr, mit dem Alter wächst das Verständnis für die einfachen Dinge. Mit dem Altwerden sollte auch unsere Einsicht wachsen, dass die einfachen Dinge die wahrhaft wichtigen sind; dass einfache Menschen große Menschen sind; dass alles Große sich im Kleinen und Einfachen einfangen lässt.
"Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder ...", sagte Dein Sohn zu seinen Landsleuten. Wenn wir nicht werden wie die Kinder kindlich einfach, kindlich gläubig, kindlich wahr, warten wir vergebens auf den Anbruch Deines Reiches.
Du bist groß, o Herr, und Deiner Herrlichkeit ist kein Maß. Alles bist Du. Alles vermagst Du. Unendlichen Lebens voll, bedarfst Du keines Dings, sondern ruhest in ewiger Freiheit.
Deine Macht ist aber nicht nur Kraft, sondern Wahrheit und Gerechtigkeit. Deine Herrlichkeit ist nicht nur Gewalt, sondern Reinheit und Güte. Und Dein Sein ist nicht nur Wirklichkeit, sondern heiliger Sinn.
Du bist so viel wahr, als Du seiend bist; Du bist so viel gerecht, als Du mächtig bist; Du bist so viel gütig, als Du stark bist; und Deine Wirklichkeit, o Herr, vor der die unsere verweht, ist mit Deiner Heiligkeit ganz eins, o ewiges Licht.
So bist Du, "der Herr, Gott, der Allherrscher, der da ist und der da war", und "würdig, den Lobpreis zu empfangen und die Ehre und die Macht". Lehre mich, das Geheimnis Deiner Hoheit zu erkennen. Lass mich inne werden, dass im Neigen vor Dir mein Wesen sich erfüllt. So viel mir das aufgeht, bin ich in der Wahrheit. So viel ich das tue, bin ich heil.
In Deiner Anbetung, ewiger Gott, bin ich geborgen; und mein Leben verliert sich in Trug und Verwirrung, wenn ich das vergesse. Schenke uns, o Herr, die Freude an Deiner Herrlichkeit. Wenn wir sie haben, sind wir reich.
"Wir loben Dich, wir preisen Dich, wir beten Dich an, wir sagen Dir Dank ob Deiner großen Herrlichkeit" - so lehrt uns die Kirche zu sprechen: gib uns die Gnade, es in der Freude des Herzens zu tun. Amen.
Text: Romano Guardini