"Diakon ist man immer"

13.11.22

Havixbeck (pbm/mek). „Diakon ist man 24 Stunden am Tag. Aber damit kann ich gut leben.“ Davon ist Stephan Thiel überzeugt und froh, sich auf diesen Weg gemacht zu haben. Nach dem Studium Theologie im Würzburger Fernkurs und fünf berufsbegleitenden Ausbildungsjahren wird der Havixbecker am Sonntag, 13. November, in Münster zum Ständigen Diakon geweiht. Eine Woche später, am 20. November, wird er in seiner Pfarrei St. Dionysius und St. Georg in sein Amt eingeführt.
Der Glaube hat in seinem Leben immer eine Rolle gespielt. „Ich komme, wie man so schön sagt, aus katholischen Ursprüngen. Es gab auch eine Zeit, da war ich der Kirche ferner, aber durch meine Ehefrau und unsere beiden Kinder habe ich wieder zurückgefunden. Ich glaube, das ist eine typische ‚Karriere‘“, sagt der 57-Jährige und schmunzelt. Sein ehemaliger Pfarrer Siegfried Thesing, mit dem das Ehepaar gut befreundet ist, habe ihn angesprochen, ob er sich vorstellen könne, neben seinem Beruf als Krankenpfleger als Ständiger Diakon ehrenamtlich in der Pfarrei mitzuarbeiten. „Das wäre doch etwas für mich, meinte er“, erinnert sich Thiel gut an das Gespräch und fügt hinzu: „Ich habe mit meiner Familie darüber gesprochen. Für die Entscheidung haben wir uns ein Jahr Zeit gelassen“, berichtet er mit Blick auf seine Ehefrau Mechthild, die ihn die ganze Zeit unterstützt und begleitet hat. Aber letztendlich sei dieser Weg für ihn nur konsequent gewesen. Auch wenn es momentan keine einfache Zeit sei, sich in der katholischen Kirche zu engagieren, sagt er beispielsweise angesichts der Missbrauchsvorfälle. „Aber ich habe gesagt, dass dies mein Weg ist und ich ihn bis zum Ende gehe“, betont Thiel. Geleitet habe ihn dabei der Vers elf aus dem Psalm 86, in dem es heißt: „Lehre mich, Herr, deinen Weg, dass ich ihn gehe in Treue zu dir, richte mein Herz auf das Eine: deinen Namen zu fürchten!“
Als Gesundheits- und Krankenpfleger, der sich zum Pflegespezialisten Stoma, Kontinenz und Wunde weitergebildet hat und im gesamten Universitätsklinikum in Münster unterwegs ist, trifft er auf viele Menschen. „Auch aus unserer Gemeinde. Da ist immer Platz für persönliche Worte. Das war vor allem in der Coronazeit, in der sie keinen Besuch bekommen konnten, sehr wichtig“, berichtet er. Jeden so zu nehmen, wie er sei und dabei auch über den Tellerrand zu schauen und wahrzunehmen, was die Menschen links und rechts von ihm machen, ist Thiel ein Anliegen. „Das ist auch mein Verständnis als Diakon. Hinzu kommen die liturgischen Dienste wie Taufen, Trauungen oder Beerdigungen. Ich begleite die Menschen an den Wendepunkten ihres Lebens“, sagt Thiel, der sich in der Pfarrei in der Gemeindecaritas und der Ökumene einbringt sowie die Hauskommunion verteilt. „Ein paar Tage nach der Weihe sind meine Frau und ich bei einem Ehepaar eingeladen, das von mir regelmäßig die Hauskommunion erhält und seit 65 Jahren verheiratet ist. Dort werden wir gemeinsam mit ihnen in einer kleinen Feier dem Herrn für diese Jahre danken“, freut er sich schon.
Während der berufsbegleitenden Ausbildung im Institut für Diakonat und pastorale Dienste des Bistums sei die Zeit nie lang geworden. Denn die lebendige Gemeinschaft und die Verschiedenheit der Teilnehmenden hätten die Gruppe getragen. „Und dass wir uns im und über den Glauben austauschen konnten. Wo kann man das heute noch?“, hat auch Mechthild Thiel begeistert. Sie arbeitet als Krankenschwester im Dülmener Hospiz, lebt dort den diakonalen Gedanken ebenso und bringt sich auch vielfältig in der Pfarrei ein.
Am Sonntag, 13. November, wird Thiel gemeinsam mit neun weiteren Männern von Weihbischof em. Dieter Geerlings um 14.30 Uhr durch Handauflegung und Gebet im St.-Paulus-Dom in Münster zum Ständigen Diakon geweiht. Die Weihe wird auch auf der Homepage des Bistums unter www.bistum-muenster.de sowie auf dem Facebook- und YouTube-Kanal des Bistums live übertragen.
Stichwort Ständiger Diakon: Das 1970 in Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils im Bistum Münster wieder eingeführte Amt des Ständigen Diakons ist eine besondere Form des Diakonats. Die Männer – verheiratet oder unverheiratet – leisten ihren Dienst entweder hauptberuflich oder neben einem Zivilberuf. Diakone (wörtlich: Diener) sind durch das Weihesakrament beauftragt und gestärkt, Menschen in Notsituationen nah zu sein und beizustehen. Sie leiten Begräbnisfeiern, spenden das Sakrament der Taufe und assistieren bei der Eheschließung. Außerdem predigen sie und wirken in der Messe mit. Sie möchten die Botschaft Jesu in ihrem konkreten Lebensumfeld – am Arbeitsplatz, in der Gemeinde oder in Ehe und Familie – spürbar und erlebbar machen.

Foto/Text: Bischöfliche Pressestelle/Michaela Kiepe